Das Raunen der Bäume

Sie treffen sich ganz weit oben. Fern von der Erde, in Richtung Himmel. Sie flüstern miteinander, raunen sich rauschend und raschelnd Botschaften zu. Doch worüber wispern die Bäume, frage ich mich.

Darüber, wie sehr es sie kitzelt, wenn ein Eichhörnchen mit seinem buschigen Schwanz von Ast zu Ast hüpft?

Erzählen sie sich Geschichten, was sich zu ihren Füßen ereignet hat, ob es Wildschweine waren oder Rehe, die vorbeigelaufen sind auf der Suche nach Eicheln und zarten Knospen?

Berichten sie davon, wie tief ihre Wurzeln streben, ob ihnen Felsen im Weg stehen, die sie umschlingen müssen, um an Wasser zu kommen? 

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Oder singen sie, in ihrer ganz eigenen Baumsprache, die niemals ein menschliches Ohr zu hören vermag? Vielleicht tauschen sie sich aus über etwas, was wir weder sehen noch riechen können? Etwas, wofür uns immer die Worte fehlen werden?

Vielleicht gibt es dort oben eine Welt, die ganz anders ist als die, in der wir Menschen hier unten leben?

Können die Bäume uns sehen? Hören sie uns? Spüren sie uns? Interessieren sie sich überhaupt für uns?

Verbinden sie sich dort oben miteinander über winzig kleine Partikelchen, Duftstoffe oder wer weiß, vielleicht weben sie wie die Spinnen Verbindungen von Ast zu Ast, von Baum zu Baum?

Schlafen die Bäume des Nachts in der Dunkelheit? Sitzen dann die Sterne auf ihren Ästen und lassen sich vom Wind in den Schlaf wiegen?

Ich werde den Bäumen lauschen, ihr Raunen einatmen und meine Haut streicheln lassen von ihrem Wispern. Ihre Antworten in mich sinken und ihre Geschichten tief in mir wurzeln lassen.

Ich werde mich mit den Sternen im Wind wiegen, der Kitzeln der Eichhörnchen spüren und Verbindungen weben von einem Ast zum anderen. So lange, bis auch ich, zumindest ein wenig, mit ihnen gemeinsam raune und zu raschele, in unserer gemeinsamen Welt.


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Samira Tara

Ich liebe es, Geschichten zu schreiben.

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