Über Blockaden, das Sterben und den Schreibfluss

Wo soll ich anfangen?

Bei meiner Schreibblockade, die ich nach meinem ersten Buch hatte?
Bei dem, was letztes Jahr im August mein Leben so durcheinander gewirbelt hat?
Oder dass mein Schreibfluß so ganz langsam wieder ins Fließen gerät?

Eigentlich ist das sogar die richtige Reihenfolge.

Die Geschichten aus meinem ersten Buch “Die Schnecke der Eremitin” hatte ich in den Jahren zuvor absichtslos geschrieben. Und erst später kam dann die Idee, sie alle in einem Buch zusammenzufassen und zu veröffentlichen. Das alles, die Buchproduktion, die Vorstellung meines Buches auf Lesungen oder Buchmessen hat mir soviel Freude bereitet, dass ich Lust hatte, ein zweites zu schreiben. Doch ach. Mit jedem Text, den ich schreiben wollte kam innerer Druck dazu: Das muss eine gute Geschichte werden, damit ich sie veröffentlichen kann. Oder aber auch Zweifel wie: Ich schreibe ja immer das gleiche, ist das nicht langweilig? Trotz vieler Tipps, die man im Internet so findet, trotz einiger Gespräche über meine Schreibblockade kam ich nicht so schnell voran, wie ich wollte. Oder dachte zu sollen.

Dann kam der August und brachte das Sterben in mein Leben. Mein Mann bekam eine Krebsdiagnose. Anfänglich dachten wir, wir haben nur noch ein paar Monate zusammen, aber jetzt sieht es nach ein paar Jahren aus. So froh wir sind, unsere letzte gemeinsame Zeit gestalten zu können, so hat es doch schon viele Veränderungen in unseren Alltag gebracht. Außerdem ist meine 13 Jahre alte Hündin gebrechlicher geworden und bei meinem Vater zeigen sich erste Anzeichen von Demenz. Es stehen also ein Menge Abschiede bei mir an.

Im September war ich dann 10 Tage in Irland, meine erste längere Auszeit seit der Diagnose. Diese Auszeit hat mir sehr gut getan und ich bin wieder mehr zur Ruhe und bei mir selbst angekommen. Dazu gab es einige inspirierende Erlebnisse, über die ich in meinem anderen Blog geschrieben habe, und die dazu geführt haben, mich dem Schreiben wieder mehr anzunähern. Und so langsam, holperig, stotternd, bruchstückhaft nähere ich mich wieder meiner inneren Autorin, die in den letzten Monaten kaum Raum für sich hatte. Und die - ehrlich gesagt - auch nicht so wichtig war, bei all dem, was im Alltag anstand.

Jetzt sitze ich auf dem Bett in meinem Zimmer im Schriftstellerhaus und schaue durch das Fenster hinaus in den Abendhimmel. Hier bin ich für drei Tage, damit meine innere Autorin wieder zum Vorschein kommen kann. Denn hier gibt es nichts anderes zu tun, keine Arbeit, keine Aufgaben, keine Verantwortung.

Und siehe da: soeben ist dieser Text hier entstanden und er gefällt mir. Und: es liegen noch zwei Tage vor mir….

Samira Tara

Ich liebe es, Geschichten zu schreiben.

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Sternenfunkeln